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AutorenbildAnna Günther

"Nein! Ich kann es allein!" - Willkommen in der Autonomiephase

Vielleicht hast du es bereits erlebt: Plötzlich will dein Kleinkind sich selbstständig anziehen (natürlich etwas, was du ihm vielleicht nicht angezogen hättest). Bekanntes Essen wird verweigert und es wird Neues ausprobiert und die neue Lieblingsantwort auf alles ist ein sehr entschiedenes, und oftmals lautes, "Nein!". Wenn dir diese Szenen bekannt vorkommen, dann befindest du dich in der Autonomiephase.


Kleinkind beim Malen

Autonomiephase – das Streben nach Selbstständigkeit


Umgangssprachlich wird diese Phase noch die Trotzphase genannt. Es ist allerdings wichtig zu verstehen, dass dein Kind nicht trotzt und schon gar nicht mit Absicht. Die Autonomiephase beginnt normalerweise im Alter von 18 Monaten und ist eine Zeit, in der dein kleiner Schatz erste Freiräume erkunden möchte und unabhängiger wird. Es ist wichtig zu beachten, dass das Streben nach Unabhängigkeit nicht erst in der Pubertät beginnt, sondern bereits in sehr jungen Jahren seine Anfänge nimmt. Dein Kind hat den Wunsch, kleine Herausforderungen des Alltags selbst zu meistern, und es möchte auch mal Dinge ändern oder sogar abschaffen, die zuvor total akzeptabel waren.


In dieser Phase entdecken Kinder ihre Unabhängigkeit und lernen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Plötzlich werden Dinge, wie Windelwechseln zur Herkulesaufgabe, das Baden am Abend ist nicht mehr lustig und das Schlafen im eigenen Bettchen (was zuvor schon gut geklappt hat) wird nun abgelehnt. Auch werden Kinder wieder öfter nachts wach. Das Klammern und Fremdeln kehrt zurück und manche Kinder weigern sich mit 2 Jahren, mittags zu schlafen, obwohl sie offensichtlich müde sind. Sie wollen selbst bestimmen, was und wann sie tun. Und das gilt auch für den Schlaf.


Sollte der Mittagschlaf bestreikt werden, versuche Folgendes:


  • Biete das Schläfchen etwas später an. Oftmals reichen schon 20 Minuten, in denen dein Kind etwas zu Ende machen darf

  • Binde dein Kind in den Prozess des Schlafensgehens ein (gilt auch für den Nachtschlaf) und lass es die Vorhänge selbstständig zu machen oder das Hörspiel zum Entspannen aussuchen

  • Wenn gar nichts geht: probiere es mit einer Ruhepause. Schaut gemeinsam ein Buch an oder malt gemeinsam. Macht also etwas Entspannendes, ruhig in einer abgedunkelten Umgebung. So kommt dein Schatz zur Ruhe und sammelt wieder neue Kräfte (manche Kinder werden dann so entspannt, dass sie einnicken)


Es ist alles eine Phase, oder?


Unser Geduldsfaden droht zu reißen, während der kleine Mensch verzweifelt versucht, den Pullover verkehrt herum anzuziehen. Unser Terminkalender, der nicht mit der neuen Experimentierfreudigkeit unseres Kindes übereinstimmt, macht es uns nicht einfacher. diese Situation zu akzeptieren. Es ist zu beachten, dass die Autonomiephase bis zum fünften Lebensjahr andauern kann - bitte tief durchatmen. Erfahre hier, was du tun kannst, um die täglichen Kämpfe abzumildern. Geduld und Verständnis werden auf jeden Fall sehr gefragt sein, denn diese Phase dauert durchschnittlichen bis zum 5. Lebensjahr an.


Lass uns die Welt aus einer anderen Sicht betrachten, die unserer Kleinen: Es  reicht es nicht aus, wenn Kinder satt, sauber und unversehrt sind (das reicht uns Erwachsenen auch nicht aus). Zusätzlich zu diesen körperlichen Bedürfnissen, die durchaus immer erfüllt werden sollten, gibt es auch psychischen Bedürfnisse, die immer mehr befriedigt und gefördert werden wollen. Denn, um eine selbstständige und starke Persönlichkeit zu entwickeln, braucht dein Kind deine Unterstützung.


Wenn es plötzlich morgens seine Schuhe alleine anziehen möchte, sucht dein Kind nach einem Erfolgserlebnis. Es ist ein unvergessliches Gefühl, diesen Meilenstein zu erreichen und dafür gelobt zu werden. Gib ihm diesen Raum! Wenn es mitentscheiden darf, was es anziehen kann und das am Ende auch noch allein schafft, erfüllst du die beiden wichtigsten psychischen Bedürfnisse dieser Phase, nämlich Autonomie und Kompetenz.


Gelassen durch die Autonomiephase – geht das?


Biete deinem Kind dabei Hilfe an, dränge es aber nicht dazu. Als Eltern ist es unsere Aufgabe, unsere Kinder beim selbstständig werden zu unterstützen und wir haben einige Tipps dafür:


  • Werdet zu einem Ja-Sager! Eure Kinder brauchen Eltern, die ihnen die Möglichkeit geben, zu lernen. Erlaube deinem Kind in einem sicheren Rahmen zu lernen, ohne Unterbrechungen und ohne große Erklärungen

  • Macht euren Lebensraum entdeckerfreundlich! Räum alles weg, was ihr ihm sonst verbieten würdet. So kann dein Kind auch mal durch Schubladen stöbern, ohne immer ein Nein! hören zu müssen. Wenn dein innerer Monk bei der ganzen Unordnung zusammenzuckt, versuche es positiv zu sehen: dein Kind ist eine Weile beschäftigt und du hast Zeit für einen Kaffee

  • Zurück ins Elternbett!? Eine rasante Entwicklung kann Kindern in der Zeit auch Angst machen und einige neue Fragen oder sogar Zweifel aufkommen lassen. Kommt Mama zuverlässig zu mir, wenn ich sie rufe? Rückschritte im Schlafverhalten sind in dieser Phase normal. Behaltet eure Routinen weitestgehend ein, denn sie geben einen Rahmen und damit Sicherheit in einer neuen, viel spannenden Welt. Fremdelt dein Kind besonders stark, verschiebe das Projekt Eigenes Kinderzimmer auf jeden Fall, bis diese Phase abgeklungen ist

  • Bleibt ruhig! Wenn euer Kind mal wieder Chaos angerichtet hat oder ewig braucht, um sich anzuziehen, atme erstmal tief durch. Aufregung würde nichts bringen und dein Kind würde es nicht verstehen

  • Plant mehr Zeit ein! In der Autonomiephase ist es hilfreich, eher aufzustehen als die Kinder und morgens schon Wichtiges vorzubereiten. So bist du entspannter und kannst eher auf das „Ich mach das selbst“-Bedürfnis eingehen


Wenn der Wutzwerg kommt


Es ist normal, dass die Autonomiephase eine Herausforderung für Eltern darstellt. Es reicht manchmal schon, dass der Becher eine falsche Farbe hat, um ein Kleinkind in Rage zu versetzen. Versuche Folgendes:


Versuche herauszufinden, welches wesentliche Bedürfnis dein Kind in diesem Moment hat - ist es vielleicht müde oder benötigt es mehr Aufmerksamkeit? Die Lösung ist dann, dass du deinem Kind das gibst, was es braucht. Wenn du das aktuelle Bedürfnis nicht erkennen oder befriedigt kannst (aus welchen Gründen auch immer), sei einfach für dein Kind da und begleiten ihn durch seine Frustration, ohne es klein zu reden. Manche Kinder wollen gerne in den Arm genommen werden, während andere nicht angefasst werden wollen. Respektiere diesen Wunsch. Biete Körperkontakt an, erzwinge ihn aber nicht und denke immer daran: "Druck erzeugt Gegendruck!" Je gelassener du mit dieser Phase umgehst, desto kooperativer und entspannter wird dein Kind auf dich reagieren.


Es gibt kein Patentrezept für die Autonomiephase und du musst deinen eigenen Weg finden, um gemeinsam durch diese spannende aber anstrengende Phase zu gehen und Raum für die Entwicklung einer starken und selbstbewussten Persönlichkeit zu schaffen. Sei der sicherer Hafen für dein Kind, wenn seine kleine Welt komplett auf dem Kopf steht.


Besuche mich auf Instagram @traumnaechte! Dort bekommst du jeden Tag weitere Tipps rund um das Thema Baby- und Kleinkindschlaf.


Alles Liebe

Anna



 

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